Santa Ninfa
Im westlichen Hinterland Siziliens, zwischen den Flüssen Modione und Belice, die kurz danach in Selinunt im Meer münden, hat Santa Ninfa durch das Erdbeben 1968 starke Schäden erlitten. Die Bewohner haben auf die Tragödie mit Mut reagiert, indem zahlreiche Gewerbeindustrien gegründet wurden: die Produktion und der Handel von lokalen Produkten wie Fleisch optimaler Qualität, das aus autochthonen Züchtungen stammt. Außerdem wurde das traditionelle Textilhandwerk aufgewertet, das hauptsächlich aus der Fertigung von Spitzen, Stickereien und Stoffen besteht. In dem Gebiet ist ein komplexes Tunnel- und Mäandersystem vorhanden, das von großem speläologisch-naturalistischem Interesse ist. 1996 wurde aus diesem Grund das Naturschutzgebiet Riserva Naturale Orientata “Grotta di Santa Ninfa” gegründet, das einen wundervollen geomorphologischen Bestand schützt. In seiner Nähe befindet sich das eindrucksvolle archäologische Gebiet Monte Finestrelle, mit zahlreichen Gräbern in kleinen künstlich angelegten Grotten.
Im westlichen Hinterland Siziliens, zwischen den Flüssen Modione und Belice, die kurz danach in Selinunt im Meer münden, hat Santa Ninfa durch das Erdbeben 1968 starke Schäden erlitten. Die Bewohner haben auf die Tragödie mit Mut reagiert, indem zahlreiche Gewerbeindustrien gegründet wurden: die Produktion und der Handel von lokalen Produkten wie Fleisch optimaler Qualität, das aus autochthonen Züchtungen stammt. Außerdem wurde das traditionelle Textilhandwerk aufgewertet, das hauptsächlich aus der Fertigung von Spitzen, Stickereien und Stoffen besteht. In dem Gebiet ist ein komplexes Tunnel- und Mäandersystem vorhanden, das von großem speläologisch-naturalistischem Interesse ist. 1996 wurde aus diesem Grund das Naturschutzgebiet Riserva Naturale Orientata “Grotta di Santa Ninfa” gegründet, das einen wundervollen geomorphologischen Bestand schützt. In seiner Nähe befindet sich das eindrucksvolle archäologische Gebiet Monte Finestrelle, mit zahlreichen Gräbern in kleinen künstlich angelegten Grotten.
Geschichte
Die Stadt wurde im Jahr 1605 von Don Luigi Arias Giardina gegründet, Feudalherr des Schlosses von Rampinzeri. Sie trägt den Namen der Stadtheiligen von Palermo, die Giardina besonders verehrte und die auch noch heute Schutzheilige der Stadt ist, deren Wappen und Banner ihr Bild tragen. In der Nacht des 12. Mai 1860 wurde von zwei Adeligen die erste Fahne mit den sizilianischen Nationalfarben genäht, die Garibaldi vor der Schlacht von Calatafimi geschenkt worden ist. Das Erdbeben im Jahr 1968 hat die Stadt schwer beschädigt: 80% der Häuser wurden zerstört, es gab zahlreiche Tote, und viele Familien wählten die Emigration. Nur langsam hat sich die Stadt erholt. Die ursprüngliche Lage beibehaltend hat man auf dem gleichen Straßennetz wiederaufgebaut, um die wenigen historischen Gebäude herum, die unversehrt geblieben sind. Heute ist Santa Ninfa eine lebendige Stadt, die es geschafft hat, aus den Ruinen wieder aufzutauchen und sich durch Produktion, Unternehmergeist und Qualitätshandwerk auszuzeichnen.
Landschaft
Das Gemeindegebiet dehnt sich in einer Höhe von 100 und 465 Metern aus und ist von zahlreichen Wasserläufen durchquert, von denen der wichtigste Fiume Grande ist, der in den See Lago della Trinità fließt. Im steileren Gefälle befinden sich Abschnitte mit macchia mediterranea, während die Landschaft in den weicheren Abhängen und in den Ebenen gepflegter wird. Moderne Weingärten, in denen die Reben mit dem Spaliersystem aufgezogen sind, wechseln sich mit anderem spezialisierten Pflanzenanbau, wie zum Beispiel den der Melone purceddu, ab. Die Olivenhaine Nocellara del Belice bezeichnen und erzählen die Geschichte dieser Landschaft, die ihren Charakter auch nach der schwierigen Zeit des Erbebens beibehalten hat. Heute ist der Ort sozialwirtschaftlich „wiedergeboren“ und lebt vor allem von der Landwirtschaft und der Nahrungsmittelindustrie. Aber auch der Tourismus und die Wiederaufwertung des Bau- und Kulturgutes spielen eine wichtige Rolle.
Natur
Das Naturschutzgebiet Riserva Naturale Integrale Grotta di Santa Ninfa stellt eine der interessantesten Besonderheiten dar. Es wird seit 1996 von Legambiente verwaltet und befindet sich in dem Ortsteil Contrada Finestrelle, einer Hochebene aus Gipsgesteinschichten mit zahlreichen unterirdischen Höhlen wie zum Beispiel der Grotta di S. Ninfa, die besonders interessant für die Höhlenforschung ist (Schutzgebiet A - vollständiger Schutz), und der Biviere, der Teil des Wasserversorgungsbecken ist, das sich circa 150 Hektar ausdehnt (Schutzgebiet B - Teilschutz) und in dem sich eine üppige Flora und Fauna befindet. Die natürliche Gips-Landschaft Santa Ninfas, die sich im Lauf der Zeit durch die atmosphärischen Niederschläge verändert hat, zeichnet sich durch das Vorhandensein von Karstformationen aus, die sich sowohl unterirdisch (Grotten) als auch an der Oberfläche (Dolinen, Ponore) befinden. Auf dem Gipsgestein sind eindruckvolle Formen zu bewundern, die aus Vertiefungen (karren) und kleinen Becken bestehen, die sich aufgrund der Korrosion gebildet und das ursprüngliche Äußere der Felsen verändert haben. Der Biviere Bach entsteht im lehmigen Gebiet an den Füßen des Berges Monte Finestrelle (Ausgrabungsstätte einer frühgeschichtlichen Nekropole), fließt in einer kleinen Schlucht, in der sich die Gipsschichten befinden, und beendet seinen Lauf an der Oberfläche in einem großen geschlossenen Tal. An den steilen Gipswänden, die das Tal umschließen, befindet sich ein Ponor – ein natürlicher Trichter, in den das Wasser fließt und einen kleinen Unterwasserfluss bildet, der zur Grotte führt. In dem Gebiet des Bivieres, das einst zum großen Teil von mediterranen Wäldern bedeckt war, befinden sich heute hauptsächlich Ackerland und Aufforstungen, wobei noch einige Landstücke mit macchia mediterranea erhalten geblieben sind. In den tiefen Tälern ist die wassernahe Vegetation aufgrund ihrer Vielfältigkeit sehr interessant. Zu der Tierwelt gehören Igel, für Sizilien ortspezifische Spitzmäuse und discoglosso – eine froschähnliche Spezies, die nur im westlichen Mittelmeerraum lebt.
Religion
Die Bewohner von Santa Ninfa hegen eine große Verehrung gegenüber ihrer Schutzheiligen Santa Ninfa, der am 12. November, am Tage ihres Todes im Jahr 316, feierlich mit religiösen Festlichkeiten und folkloristischen Veranstaltungen gedacht wird. Am 19. März wird San Giuseppe gefeiert mit einer rituellen Prozession und der Vorbereitung von Votivaltaren, die mit typischen Broten geschmückt werden. Die nach Venezuela ausgewanderten Bürger von Santa Ninfa haben ihrer Stadt Achtung erwiesen, indem sie in Contrada Magazzinazzi eine Bronzebüste aufgestellt haben, die den südamerikanischen Helden Simon Bolivar (1783-1830) darstellt, und dessen Sockel mit einem Satz dieses Feldherrens versehen ist: „Ich möchte die Dankbarkeit Venezuelas gegenüber den tugendhaften und großmütigen Fremden ausdrücken, die ihr Land verlassen und nach Amerika Wissenschaft, Kunst, Industrie, Talent und Tugend bringen“.
Die Grotte von Santa Ninfa
Sie besteht aus einer circa 1400 m tiefen, großteils horizontalen Höhle mit einem interessanten komplexen System von Labyrinthen und Tunneln, die einst vollständig mit Wasser gefüllt waren. Der obere versteinerte Teil ist mittlerweile trocken, wohingegen in dem unteren Teil noch der Wasserlauf aus dem Biviere fließt. Die Höhle endet in einem engen, für den Menschen nicht zugänglichen Siphon, den der Bach durchquert, der dann im Tal am Eingang der Grotte wieder zum Vorschein kommt. Die Grotte zeichnet sich durch herrliche Konkretionen aus wie Vorhänge, Stalaktiten, Wandblütenstände und Erbsensteinen, die aufgrund ihrer Schönheit und Seltenheit auch Grottenperlen genannt werden. Die Grotte von Santa Ninfa ist auch wegen der attraktiven Höhlenfauna interessant, die sich in einer Umgebung ohne Licht und mit sehr hoher Luftfeuchtigkeit entwickelt hat.
Archäologie
In das Naturschutzgebiet Riserva Grotta di Santa Ninfa fällt die archäologische Ausgrabungsstätte des Berges Finestrelle, im Dialekt finestreddi genannt, aufgrund der Ähnlichkeit der Felsengräber an kleine Fenster. Die circa vierzig Gräber aus der späten Bronzezeit und aus den ersten Jahrhunderten des 1. Jahrtausend v. Chr. sind in den Felsen gehauen und nebeneinander auf mehreren Ebenen angeordnet. Sie bestehen aus einer Grabkammer mit rechteckigem halbrundem oder semielliptischem Grundriss, dem ein Vestibül vorausgeht. In der Nekropolis sind verschiedene Tongegenstände gefunden worden, wie zum Beispiel eine Schüssel mit zwei Henkeln aus der Villanovakultur und eine Amphore, die im archäologischen Museum Palermos aufbewahrt wird. Weiter oben auf dem Berg befindet sich außerdem ein großer, circa 40cm hoher Krater mit geometrischer Dekoration. Weitere Ausgrabungen, die an der westlichen Seite des Berges durchgeführt worden sind, haben die Reste einer kleinen frühgeschichtlichen Siedlung ausgemacht.
Bauwerke
Das Erdbeben von 1968 hat den künstlerisch-monumentalen Bestand stark beschädigt. Der moderne Brunnen La melagrana e le rane ist ein Werk des aus Santa Ninfa stammenden Nino Cordio, das die Wiedergeburt der Stadt darstellt, sowie die Einheit und die Kraft des Volkes, das es geschafft hat, sich zu erneuern. Die Mutterkirche, die Simone Giardina im Jahr 1659 errichten ließ, wurde nach dem Projekt des Architekten Paolo Di Stefano wieder aufgebaut, in dem Teile der vorher bestehenden Struktur eingegliedert wurden. Auch die Kirche des Purgatorio, die auf die Gründung der Stadt zurückgeht, wurde restauriert. Von der Kirche der Badia, die zwischen dem Ende des 18. Jahrhundert und dem Anfang des 19. Jahrhundert errichtet worden ist, verbleibt die Giebelfassade, die mit einem großen Tympanon ergänzt wurde. Interessant sind einige historische Bauwerke wie der Wohnsitz der Familie Di Stefano aus dem 18. Jahrhundert und die Gebäude aus dem 19. Jahrhundert Palazzo Mauro und Palazzo Piazza, die einen geräumigen Portalbalkon und einen Innenhof haben. Wertvoll ist auch das Portal der ehemaligen Ölmühle Patti.
Castello Rampinzeri
Auf einer Anhöhe mit einer herrlichen Aussicht ragt das sogenannte Castello di Rampinzeri (Bezeichnung arabischer Etymologie, ein historischer, sehr beeindruckender Ort) empor, das auf dem gleichnamigen Landgut errichtet wurde, dessen Besitzer Giardina Bellacera und später die Familie De Stefani waren. Heute gehört es der Stadt. Es handelt sich um einen antiken Baglio aus dem 17. Jahrhundert mit zwei Höfen und einer kleinen Kirche, der im 18. und 19. Jahrhundert umgebaut wurde, bis er das Aussehen eines kleinen neogotischen Schlosses erhalten hat. Es wird von Giuseppe Tomasi di Lampedusa in seinem Buch Il Gattopardo als Aufenthalts- und Erholungsort des Fürsten Fabrizio Salina und seines Gefolges angegeben, während ihrer Fahrt von Palermo nach Santa Margherita Belice. Auch König Vittorio Emanuele III. war hier zu Gast, der mit seinem Sohn Umberto, dem Herzog Amedeo D´Aosta, dem Regierungschef Mussolini und dem gesamte Große Faschistische Rat von der Terrasse aus der abschließenden Phase der grandi manovre am 17. August 1937 beigestanden hat.
Museen, Wissenschaft, Didaktik
Das Museum Nino Cordio, das dem Maler, Stecher und Bildhauer aus Santa Ninfa gewidmet ist (1937-2000), sammelt Werke des Künstlers und enthält eine Rekonstruktion seines Ateliers. Die Stadt hat ihm außerdem die Gemeindebibliothek gewidmet, die einen Bücherbestand von über siebentausend Werken besitzt: Eine eigens dazu bestimmte Abteilung, Fondo Professor Giuseppe Bellafiore, enthält circa 3000 Werke über die Kunstgeschichte des Mittelalters. Im Rathaus gibt es eine ständige Fotoausstellung über das Erdbeben von 1968 mit dem Namen Percorso della memoria, die das Leben im Zeltdorf, den Zustand der Häuser und die wenigen restaurierten Gebäude, die wieder als zivile Wohnungen verwendet werden, dokumentiert. In dem Besucherzentrum des Reservates Grotta di S. Ninfa ist didaktisches und informatives Material über das geschützte Gebiet und dessen Umgebung verfügbar. Legambiente organisiert Ausflüge in das Reservat und in den Finestrelle Wald. In wissenschaftlichen Kreisen ist Santa Ninfa bekannt, da der bedeutende Insektenkundler Teodoro De Stefani Perez in dieser Stadt geboren wurde.
Önogastronomie
Typisches Produkt der lokalen Gastronomie ist die salsiccia (Bratwurst), die aus mit der Messerspitze geschnittenem Fleisch zubereitet, mit Salz und Pfeffer gewürzt und mit wildem Fenchelkraut aus Santa Ninfa aromatisiert wird. Die Küche basiert auf naturreinen lokalen Produkten, wie Käse, Rind- und Schweinefleisch, kalt gepresstem Olivenöl, Wein und Honig. Unter den Spezialitäten empfiehlt man: la brucculata, ein Brotteig gefüllt mit zerkleinertem Blumenkohl, der mit Zwiebeln und Käse angemacht ist; fave a frittedda, frische Saubohnen, die mit wildem Fenchel, Zwiebeln, Knoblauch und reichlich Olivenöl in der Pfanne gegart werden; l´agghiummuniata, ein großes Stück Kalbsfleisch, das gefüllt und in reichlich Tomatensoße gekocht wird. Typisch ist außerdem pane cunsatu, warmes Brot, das mit gutem lokalen Öl, Oregano, Tomaten und anderem belegt wird. Der Bezirk von Santa Ninfa fällt in das Produktionsgebiet von zwei DOP Produkten: Olio extra Vergine di Oliva Valle del Belice und Vastedda Valle del Belice – ein typischer Käse mittlerer Konsistenz, der mit Schafsmilch aus dem Belice Tal erzeugt wird.
Typische Produktionen
Erfolgreiche Produktionen basieren auf kleinen Industrien, vor allem im Landwirtschaft- und Lebensmittelbereich sowie in der Verarbeitung und dem Handel von Rind- und Schweinefleisch, wo es bedeutende nationale Firmen gibt. Zulieferbetriebe des Baugewerbes beschäftigen sich mit der Verarbeitung von Bindemitteln, Beton, Marmor, Holz, Eisen und Aluminium wie auch mit der Produktion von Rohren. Ein weiterer wichtiger Bereich ist die Produktion und der Handel, auch im Ausland, von elektronischen Geräten für den Fernsehempfang und –Sendung sowie die Konstruktion von Antennen und Verstärkern für TV Signale. Diese unternehmerische Betriebsamkeit findet man auch im Handwerkszentrum in Contrada Sacramentello, welches als Mehrzweckstruktur dient. Die Anfertigung von Spitzen, Stickereien und wertvollen Stoffen, ein antiker kultureller Brauch, hat sich heute in eine wichtige Einnahmequelle verwandelt.
Veranstaltungen
Zwischen Juli und August findet L´Estate Santaninfese statt mit Kinovorführungen im Freien, Musikveranstaltungen wie CantaBimbo, Kabarett, Schnitzeljagd und Volksspielen. Ende August wird das Volksfest Sagra della Salsiccia veranstaltet, ein beliebtes Ereignis, bei dem die Salsiccia, die mit von der Messerspitze zerkleinertem Fleisch und wildem Fenchelkraut zubereitet wird, gegrillt und mit Brot serviert wird, von einem guten lokalen Wein begleitet. Volkspiele, Musik, Gesang und Tänze beleben den Tag, der mit einem spektakulären Feuerwerk endet. Eine nicht religiöse Veranstaltung, auf die die Bewohner von Santa Ninfa nicht verzichten, ist der traditionelle Jahrmarkt Fiera di San Vito, der am 12. und 13. September stattfindet. Zu den Feierlichkeiten von Santa Ninfa gehört am 12. November das Volksfest Sagra del pani cunsatu. Im Sportzentrum werden sportliche Ereignisse veranstaltet.
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